Rote Karten, Rudelbildung und ein Loch in der Wan

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Bei der Hallenstadtmeisterschaft der D-Junioren eskaliert nach einem Foul die Situation: Der Schiedsrichter zeigt Rot, ein Betreuer wird aus der Halle geworfen, die Wand eingetreten.

Was sichtbar bleibt von dieser Hallenstadtmeisterschaft der D-Junioren in der Marler Loekamp-Halle ist ein Loch in der Wand. Ein Loch, das sinnbildlich für die Emotionen einiger weniger Akteure steht, die am Sonntag (5. Februar) dermaßen übergekocht waren, dass ein Team-Betreuer gar der Halle verwiesen werden musste.

Jugend-Fachwart Markus Tollkühn bedauert, dass dieser „Zwischenfall“, wie er die gesamte Situation nennt, ein eigentlich erfolgreiches Wochenende der C- und D-Junioren-Hallenstadtmeisterschaften in Marl nun ein wenig überstrahlt. „Insgesamt waren es faire Spiele – bis auf den Zwischenfall“, sagt er.

Dieser Zwischenfall ereignete sich in der Partie zwischen dem VfB Hüls und dem Sickingmühler SV. Aus Sicht der Turnierleitung schildert Tollkühn die Situation folgendermaßen: „Es gab einen sehr hart geführten Zweikampf an der Bande, woraufhin es zu einer Rudelbildung kam.“

Der Schiedsrichter habe im Anschluss aufgrund von Tätlichkeiten zwei Rote Karten gegen Spieler des Sickingmühler SV verteilt. „Damit konnte sich der Co-Trainer nicht abfinden“, so Tollkühn. Es sei derart „verbal aus dem Ruder gelaufen“, dass der Schiedsrichter auch dem Betreuer des Sickingmühler SV die Rote Karte zeigen musste, so der Jugend-Fachwart. „Ich weiß nicht, was ihn da geritten hat. Maik Desens (Jugendleiter TSV Marl-Hüls, Anm. d. Red.) hat ihn dann aus der Halle begleitet, da haben wir dann von unserem Hausrecht Gebrauch gemacht.“

 

„Der hatte richtig Schaum vorm Mund“

Jener Maik Desens habe zudem gehört, wie der beschuldigte Team-Betreuer zum Schiedsrichter „wir klären das dann draußen“ gerufen habe. Für Desens und Tollkühn eine klare Drohung. „Der hatte richtig Schaum vorm Mund und hat sich in was reingesteigert. Den hast du nicht beruhigen können. Das war eine Auseinandersetzung mit Nase an Nase mit dem Schiedsrichter“, so Desens, der anschließend versucht habe, den Mann aus der Halle zu begleiten. „Er wollte immer wieder in die Halle, um dem Schiri an die Wäsche zu gehen. Dann ging er mich an.“

Thorsten Betke, Vorsitzender des Sickingmühler SV und Trainer der D1, zeigte sich ob der Geschehnisse fassungslos, erklärt jedoch, dass alle Parteien ihren Anteil an der Eskalation hätten: „Ich habe so etwas noch nie erlebt als Komplettpaket. Das fing ja schon an mit der Roten Karte für unseren Trainer der D2. Bei allen Roten Karten haben die Schiedsrichter maßgeblichen Anteil – durch Verhalten und Fehlentscheidungen.“

 

Laut Betke seien mehrere Entscheidungen gegen Sickingmühle nicht verhältnismäßig gewesen. „Ich erwarte dann, dass sie in gewissen Situationen den Kindern auch erklären, warum sie eine Strafe bekommen.“

Die Anschuldigungen aufgrund von Beleidigung und Androhung gegen den Team-Betreuer weist Betke vehement zurück. Was er bestätigen könne, sei der Spruch „wir klären das dann draußen“. Den habe Betke jedoch nicht als Drohung aufgefasst.

Wer hat das Loch in die Wand getreten?

Nichtsdestotrotz nimmt er kein Blatt vor dem Mund, was das Verhalten des Betreuers angeht: „Das gehört sich nicht, das muss er lernen. Sowas wird definitiv nicht geduldet.“ Der Verein habe für Montag (6. Februar) eine Sitzung mit dem Team und den Eltern einberufen, um die Situation aufzuarbeiten. Der Betreuer hätte sich bereits am Sonntagabend in der Elterngruppe für sein Verhalten entschuldigt.

Wer für das Loch in der Wand zuständig ist konnte indes nicht genau geklärt werden. Jugend-Fachwart Tollkühn sagt dazu, dass es „jemand aus der Sickingmühler Traube“ gewesen sei. „Ich hatte ein Telefonat mit Sebastian Brucker (Jugendleiter Sickingmühler SV , Anm. d. Red.), der hat sich für die ganzen Vorkommnisse entschuldigt. Wir werden den Schaden vom Sickingmühler SV aus regulieren mit der Stadt.“

Schiedsrichter von den Vorkommnissen erschrocken

Erschrocken von den Vorkommnissen in der Loekamp-Halle zeigten sich auch die beiden Schiedsrichters des Turniers, Stefan Naß und sein jüngerer Kollege Melih Tokmak.

Beide werden sich Anfang dieser Woche zusammenschließen, um die Vorkommnisse aus ihrer Sicht schriftlich zu schildern. „Aus meiner Sicht bringt es nichts, sofort im Anschluss einen Sonderbericht zu schreiben. Da sind möglicherweise noch zu viele Emotionen im Spiel. Deshalb ist es besser, eine Nacht darüber zu schlafen“, sagt Stefan Naß, der sich im Fußballkreis auch als Koordinator Mädchenfußball und Staffelleiter engagiert.

 

Die beiden Unparteiischen, die insgesamt fünf Rote Karten gegen den Sickingmühler SV zogen (zwei gegen Team-Verantwortliche, drei gegen Spieler), werden einiges aufzuschreiben haben. Vor allem im Zusammenhang mit Roten Karten für die Sickingmühler Teamverantwortlichen.

Zu den Platzverweisen hätte es aufgrund von Beleidigungen und Drohungen keine Alternative gegeben. Ein Verfahren vor dem Kreissportgericht dürfte sich anschließen. „Was in der Halle in Marl passiert ist, braucht niemand – schon gar nicht bei einem D-Junioren-Turnier“, sagt Schiedsrichter Naß.

Quelle: Medienhaus Bauer - von Johannes Staab, Thomas Braucks

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